Hochzeit Erzherzogin Elisabeth Amalie von Österreich | Prinzessin von und zu Liechtenstein | Köchert Juwelen Kaisergeschenke
Die Vermaehlung der Erzherzogin Elisabeth Amalie mit Prinz Alois Maria Adolf von und zu Liechtenstein fand am 20. April 1903 in der Hofburgpfarrkirche zu Wien statt. Im Mittelpunkt der zeitgenoessischen Berichte stehen – neben dem traditionellen Zeremoniell – die Juwelen der Braut und die ausserordentliche Fuelle an kostbaren Gaben. Diese Ausarbeitung ist quellentreu, unverfaelscht, und konzentriert sich auf Schmuck, die Ausstattung der Braut sowie juwelennahes Kunsthandwerk.
" Es ist eine reiche Fülle von prachtvollen und kostbaren Gaben,welche die junge Braut Erzherzogin Elisabeth Amalie erhalten hat die sich am 20. d. M. mit dem Prinzen Alois Maria von und zu Liechtenstein vermählt wird. Da funkelt es von herrlichen Diamanten und Edelsteinen. Schierem Golde und Silber, und auch der kleinste Gegenstand ist ein Kunstwerk in der Ausführung. Mit einem Prachtstück stellte sich Fürst Johann von L i e c h t e n s t e i n ein. Es ist dies ein zerlegbares Brillantdiadem mit großen Solitärs von seltenem Feuer. Erzherzog Ludwig Victor gab ein Goldkettenarmband mit einem von Brillanten umrahmten Rubincabochon.Es ist eine reiche Fuelle von prachtvollen und kostbaren Gaben... Da funkelt es von herrlichen Diamanten und Edelsteinen, schwerem Golde und Silber..."
(zeitgenoessischer Bericht)
Das imperiale Brautkleid, Braut-Schleier, Braut Diadem und Braut Collier
- Brauttoilette: Weiss, in Silber gestickt (peau de soie), mit zartem Seidenmousselin und echten points d'aiguilles. Ueber den Schultern ein manteau de cour, mit Silberguirlande gefasst, Orangeblueten und Myrthen; langer Spitzenschleier. Edelknaben trugen die Schleppe.
- Kopfschmuck: Brillantendiadem.
- Halsschmuck: Das Hochzeitsgeschenk des Kaisers: ein prachtvolles, vielreihiges Brillantcollier, kombiniert mit einer Rivere aus grossen Steinen.
"Die Erzherzogin trug ein Brautkleid aus weisser, in Silber gestickter peau de soie... Ein manteau de cour, von einer Silberguirlande umrahmt, mit Orangeblueten und Myrthen geschmueckt."
(Trauungsbericht)
Das Hochzeitsgeschenk des Kaisers
- Kaiserliches Praesent: Ein herrliches Collier und eine kostbare Agraffe (große Brosche) aus Brillanten und Rubinen.
- Auftritt in der Hofsoirée: Das Collier wurde zeitgenoessisch als vielreihig beschrieben; die Braut trug es zusammen mit einer Brillantrivere grosser Steine.
"Wie berichtet, hat der Kaiser der Erzherzogin Elisabeth Amalia gelegentlich des vor gestrigen Besuches sein Hochzeitsgeschenk ueberreicht. Es besteht aus einem herrlichen Collier und einer kostbaren Agraffe aus Brillanten und Rubinen."
(Hofnotiz)
Ein Prachtstueck des Hauses Liechtenstein
Fuerst Johann von Liechtenstein: Ein zerlegbares Brilliantdiadem mit grossen Solitaires von seltenem Feuer. Die Bezeichnung "zerlegbar" verweist auf eine modulare Arbeit; die Quellen nennen keine alternativen Trageformen, daher bleibt es bei der gesicherten Angabe.
Schmuckgeschenke der Familie Liechtenstein und der Imperialen Familie
- Erzherzog Ludwig Victor: Goldkettenarmband mit Rubincabochon, von Brillanten umrahmt.
- Infant Alfonso und Infantin Tora Maria von Spanien: Brosche in Rosettenform aus Diamanten mit einem Saphir.
- Prinzessin Henriette von Liechtenstein: Brillantschnalle in Maschenform mit Blumenguirlanden.
- Prinz Alfred von Liechtenstein: Brillantblume an einer Halskette mit zwei birnenfoermigen Perlentropfen.
- Prinz Heinrich von Liechtenstein: Gleichfalls um den Hals zu tragen ist ein Diamantbriolet mit Brillanten und einem runden Smaragd.
- Prinzessin Fanny von Liechtenstein: Brillantboutons.
- Prinz Felix und Prinzessin Anna Schwarzenberg: Goldene Hutnadel mit Mondstein und Brillanten.
"Gleichfalls um den Hals zu tragen ist ein Diamantbriolet mit Brillanten und einem runden Smaragd..."
(Geschenkeliste)
Köchert Archiv
- Köchert Imperial Wedding Gift List (Franz Joseph I., Notiz): Fuer Prinzessin Alois Liechtenstein (Erzherzogin Elisabeth Amalie): Rubin-Bandeau mit Corsage, 32.000 Kronen.
- Diamant-Riviere: in den Hoflisten als ueberliefertes Standardgeschenk des Kaisers an jede Erzherzogin vermerkt.
Toilettegarnituren, Tafel- und Prunkgeraete
Auch wenn nicht jedes Objekt ein Juwel im engeren Sinn ist, rahmen diese Praesentationen den Schmuck der Braut in der Sprache von Louis XV., Empire und Barock.
- Erzherzogin Marie Therese: Silber-Toilettegarnitur im Stil Louis XV., 9 Stuecke, mit erzherzoglicher Krone und Monogramm graviert.
- Prinz Alois von Liechtenstein: Vermeil-Toilettegarnitur im Genre Louis XV., 17 Stuecke, mit dem vereinigten Doppelwappen des Brautpaares graviert.
- Essbesteckgarnitur im Stil Louis XV. fuer 24 Personen: gestiftet von Erzherzog Franz Ferdinand, Erzherzog Otto, Erzherzog Ferdinand Karl, Erzherzogin Maria Josefa und Herzog Albrecht von Wuerttemberg.
- Silberne Tee- und Kaffeeservices (Maria-Theresien-Epoche, Louis XV., Luxemburg etc.).
- Weitere Preziosen: Mahagonietisch, Vermeil-Aufsätze, Goldgirandolen, Porzellan, Empire-Teller, Schmuckkaestchen u. a.
Zeremonieller Rahmen
- 18. April 1903: Renuntiation der Braut vor dem Kaiser in der Geheimen Ratsstube. Montag wird die Frau Erzherzogin Elisabeth Amalia dem Prinzen AloiS Maria Adolf von und zu L i e ch t e n st e i n in der Hofburgpfarrkirche angetraut werden. Heute Mittags hat die Renunciacion der Frau Erz- Herzogin vor dem Kaiser in der Geheimen Raths- stube stattgefunden. Vor b/.12 Uhr versammelten sich die Obersten Hofchargen, die Geheimen Räthe und die Minister. Mit dem Schlage 12 Uhr elstaticte der Erste Obersthofmeister FML. Rudolf Fürst zu Liechtenstein dem Kaiser die Meldung, daß Alles bereit fei. Der Monarch begab sich in das Audienzzimmer und schritt von dort, gefolgt von der Braut. dem Bräutigam und den Erzherzogen, in die Geheime Ralhsstubr. In dem Zuge schritten' die Erzherzoge Franz Ferdinand. Otto, Ferdinand Karl, Ludivig Victor, Josef Ferdinand, Leopold Salvatvr, Franz Salvator und Rainer. Die Geheime Rathsstube zeigte den herrlichen Schmuck der kostbaren historischen Gobelins. In der Mitte der Längsseite des stylvollen SaaleS war eine Estrade errichtet, auf der unter einem Prächtigen Baldachin ein thronartiger Armsessel für den Kaiser und daneben das Tischchen für den .Hut standen. Rechts von dem Kaiser waren zwei brennende Wachskerzen und zwischen ihnen ein Crucifix auf kleinem Tischchen aufgestellt. Dort lag auch das Evangelienbuch. Auf einem zweiten Tisch, an dem die Erzherzogin die Urkunde unterzeichnen sollte, stand das Tintenzeug mit der Feder. Der Monarch nahm im Thronsessel Platz. Zu seiner Linken standen der Oberstkammerer Graf von Abenfperg und Traun und der Generaladjutant G. d. C. Graf Paar,zur Rechten der Capilän der ArciSreu-Leibgarde G. d. C. Josef Prinz zu W i n d i s ch- G r a e t z und der Capitän der Trabantcn-Leibgarde G. d. C. Freiherr von Bechtolsheim. Am Rande der Estrade standen Erzherzogin Elisabeth Amalia und ihr Bräutigam. Die Erzherzogin trug eine Robe aus azurblauem Satin äncbesss reich mit Blondespitzen incrustirt, mit länglichen Glasperlen, Silber und Brillanten geschmückt. Ebenso war die das Decollete umgebende Guipureborthe gestickt. Die Aermel waren aus Seidentüll, ein blauer Atlas- gürtel mit kurzen Schleifen rückwärts umschloß die schlanke Taille. Den Nocksaum umgab ein blaues Seidenmusselin.Vlisie mit einer bordieren Rüsche.
- 19. April 1903: Galadiner im Grossen Redoutensaal; Kaisertoast mit besonderer Wuerdigung der Verdienste des Hauses Liechtenstein. Das G a la d i n er aus Anlaß der Vermälung der Erzherzogin Elisabeth Amalie, fand gestern im großen Redoutensaale statt, der zu diesem Zweck besonders herrlich und feierlich geschmückt war. Breite Fächerpalmen, Lorbeer und Blattpflauzen, zwischendurch der blühende Pracht von Azaleen, Kamelien und anderen Blumen wie Veillchen und Maiglöckchen, lichtdurchflutheten Saal. In Kristallvasen erblühten auf der Tafel die seltensten Blumen, die der Frühling in den Glashäusern zu Schönbrunn hervorbrachte. A Um 6 Uhr Abends fand ein großes Galadiner in der Hofburg statt, welchem der Kaiser, die Erzherzoge Franz Ferdinand, Ludwig Viktor, Otto, Ferdinand Karl, Ludwig Salvator, Franz Salvator, Rainer, die Erzherzoginnen Maria Josefa, Maria Theresia, Maria Annuziata, Marie Valerie, Clothilde, die Prinzen Elias von Bourbon, Arnulf und Heinrich, die Hofwürdenträger, Minister des Äußern Graf Goluchowski, An der Spitze der Tafel saß das Brautpaar, zur Rechten der Braut der Kaiser, zur Linken des Bräutigams Erzherzogin Maria Josefa. Bei dem heutigen Galadiner anläßlich der Vermählung der Erzherzogin Elisabeth Amalie mit dem Prinzen Alois Liechtenstein hielt der Kaiser folgende Ansprache: „Ich nehme Gelegenheit, Meine Nichte Erzherzogin Elisabeth Amalie und den Prinzen Alois von und zu Liechtenstein, welche morgen den Bund fürs Leben schließen, herzlich zu beglückwünschen. Ich begrüße diese Verbindung Meines Hauses mit dem Hause Liechtenstein mit besonderer Befriedigung, indem Ich der großenpatriotischenVerdienste gedenke, welche Mitglieder des erlauchten Hauses Meinen Erblanden bei verschiedenen Gelegenheiten geleistet haben. Ich erhebe mein Glas auf das Wohl des jungen Paares mit dem Wunsche, daß der Allmächtige demselben seinen Segen angedeihen lassen möge. Anläßlich der Vermählung Ihrer k. und k. Hoheit der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Elis a- beth Amalia mit Sr. Durchlaucht dem Prinzen Alois Maria Adolf von und zu Liechtenstein fand gestern, Sonntag um 6 Uhr abends im glänzend beleuchteten, mit herrlichen Pflanzen und kostbaren Gobelins geschmückten Großen Redoutensaale ein Galadiner statt. An der mit fürstlicher Pracht gedeckten, in Hufeiseuform errichteten Tafel waren für 126 Personen Plätze bestimmt. Herrliche Bronze-Tafelaussätze Aufsätze mit den gefllügelten Greifen aufgestellt standen auf dem mit duftenden Blumen gezierten Tische. Bis zur anberaumten Stunde versammelten sich die höchsten und hohen Gäste im Spiegelzimmer und erwarteten die Ankunft des Monarchen.
- 20. April 1903: Trauung in der Hofburgpfarrkirche; Audienz beim Kaiser; Dejeuner im Belvedere; Einen lieblichen Anblick bot die Braut Erzherzogin Elisabeth Amalie, die nun zwischen den Erzherzoginnen Maria Josepha und Marie Therese gesenkten Blickes in dein Brautkleid aus weißer in Silber gestickter peau de- soie mit zarten Seidenmousseline und echten points it’aiguilles, geziert mit Gnirlandeu und Bouquets aus Myrthen einherging. Ein meinten de cour, von einer Silberguirlande umrahint und mit Orangeblüthen und Myrthen geschmückt, umgab die Schultern, und lang wallte der kostbare Spitzenschleier herab. Der Braut folgten die Erzherzoginnen und fremden höchsten und hohen Frauen in blendenden Toiletten, an denen Schmuck flimmerte. Edelknaben trugen die Schleppe. Als der Zug unter Orgelklang die Kirche betrat, nahm der Hofstaat unverweilt die Plätze ein. Hof- und Burgpfarrer Dr. Mauer empfing als Pontisikant den Monarcheii und das Brautvaar in der Vorhalle der Kirche mit deui Aspergile und trat mit dem Klerus zum Altar. Paiik.hellen Lichterglanze fand heute in der Hofburgpsarrkirche die Trauung Ihrer k. k. Hoheit Erzherzogin Elisabeth Amalia mit dem Prinzen Alois Maria Adolf von und zu Liechtenstein statt. Hosburgpfarrer Bischof Dr. Mayer empfing als Pontifrkant den Monarchen und das Brautpaar unter dem Kirchenportale und geleitete sie zum Hochaltar. Pauken- und Trompetenschall begrüßte den Zug. Als das Brautpaar am Hochaltar angelangt war, ließ es sich in den. samtenen Betschemeln nieder. Während Bischof Dr. Mayer die Ringe weihte, verrichtete das Brautpaar kniend ein kurzes Gebet. Der Kopulant hielt dann eine Ansprache, die aus alle Anwesenden einen tiefen Eindruck machte. Nach derselben schritt der Bischof die Stufen des Altares herab und stellte an den Bräutigam und an die Braut die vorgeschriebenen Fragen, die sowohl der Prinz als die Erzherzogin laut und vernehmlich bejahten. Auf einer goldenen Tasse überreichte der Bischof deur hehren Paare die Vermählungsringe und Bischof Dr. M a y e r segnete dann den Bund. Nach vollzogener Trauung übernahm bei der nunmehrigen durchlauchtigsten Frau die zugeteilte neue Hofdame Freiin von der Weese den Dienst. Bischof Tr. Mayer verrichtete dann ein Gebet, welches die ganze Gemeinde kniend anhörte. Nach der Vermählung hat der Kaiser das neuvermählte Paar in den Alexander-Appartements in kurzer Audienz empfangen.
Sources: Zeitgenoessische Hofberichte und Tagespresse (Wien, April 1903), notierte Geschenkelisten; Schreibweisen behutsam normalisiert. Bild- und Kontextquellen u. a.: Liechtenstein Collections; digitalisierte Zeitungen (ANNO). Archivvermerk: Archiv Ursula Butschal; Köchert-Archiv.